Welche Erinnerungen drängen sich auf und welche werden verdrängt? Welche Geschichten werden erzählt und vor allem, welche Geschichten schaffen es, weitererzählt zu werden? Vor einem apokalyptischen Hintergrund geht es um Erinnerung von drei Frauen. Die Theaterperformance Das verkommene Land fragt dabei, wessen Geschichten überdauern und wer diese Entscheidung trifft.
Die Welt brennt. Drei Frauen suchen Schutz am Ufer eines Sees, als ein Boot mit zwei Plätzen angespült wird. Während Medea mit Noah verhandelt, ob und wie die Gattung Mensch über die Apokalypse zu retten sei, werden aus dem Off Erinnerungsfetzen angespült. Und über allem steht die Frage: Wessen Geschichten haben Platz auf dem Boot?
Das Patriarchat, wird geflutet. Es gibt ein Schiff. Da kommen die drauf, die die neue Welt schaffen sollen.
(Auszug „Das Verkommene Land“)
Es geht um Erinnerungen; Erinnerungen von drei Frauen und um die Frage, warum manche Erinnerungen Gehör finden und manche nicht. Der Ausgangspunkt waren Interviews mit allen Beteiligten.
Inszenierung
Dieses 90-minütige Theaterstück entfaltet sich auf drei deutlich getrennten räumlichen Ebenen: eine Robinson-Crusoe-artige Strandszenerie, ästhetische chorische Formationen und eine direkte, fast intime Ebene mit drei Schauspielerinnen direkt vor dem Publikum. Anfangs sind diese Ebenen scharf voneinander getrennt, vermischen sich jedoch nach und nach und lösen sich am Ende vollständig auf.
Auf diesen drei Ebenen entfalten sich drei Geschichten:
- Medea konfrontiert Noah damit, wen er auf die Arche retten würde, und stellt seine privilegierte Sichtweise in Frage sowie den Wert der zur Rettung Ausgewählten. Sie hinterfragt das Potenzial einer Welt ohne Patriarchat und Privilegien, drängt Noah, der in seinen patriarchalen Denkmustern gefangen ist und Mühe hat, eine Antwort zu finden.
- Drei Schauspielerinnen reflektieren über die unterschiedlichen Erfahrungen als Frauen und als weiblich wahrgenommene Darstellerinnen. Sie erkennen, dass Alter, sexuelle Orientierung, Geschlecht und Erscheinungsbild vielfältige Lebensgeschichten schaffen.
- Ohne Ausweg finden sich Julia, Laila und Aïsha an einem Strand, umzingelt von Flammen. In einer unheimlichen Ruhe diskutieren sie über ihre Situation und mögliche Fluchtwege, bevor die Lage eskaliert.
Those of us who stand outside the circle of this society’s definition of acceptable women; those of us who have been forged in the crucibles of difference – those of us who are poor, who are lesbians, who are Black, who are older – know that survival is not an academic skill.
- Audre Lorde
Am 26. August 1984 kamen bei einem rassistischen Brandanschlag in Duisburg-Wanheimerort sieben Menschen ums Leben: Ferdane Satır, Zeliha Turhan, Rasim Turhan, Tarık Turhan, Çiğdem Satır, Ümit Satır und Songül Satır. Die Überlebenden und Angehörigen wurden jahrzehntelang allein gelassen – Politik, Behörden und Öffentlichkeit sprachen nicht von Rassismus.
Erst 2018 gründeten sie die Initiative Duisburg 1984, die seitdem Aufklärung, Erinnerungsarbeit und solidarische Kämpfe mit anderen Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt verbindet.
Mehr Informationen und aktuelle Einblicke findet ihr:
auf Instagram: @initiative_duisburg1984
in der Webdoku: Ein anderes Duisburg
Hast du eine Idee für ein Kunstvermittlungs-Projekt und möchtest lernen, wie du ein Konzept entwickelst und Fördermittel dafür beantragen kannst? Wir geben eine zweitägige Fortbildung im Brücke-Museum zur Antragstellung, Finanzplanung und Rechtsformen. Die Teilnehmenden haben Zeit ein Vermittlungskonzept zu erarbeiten. Ein ausgewähltes Konzept wird später im Brücke-Museum realisiert.
Der Workshop richtet sich primär an Künstler*innen oder Kunstschaffende mit Migrationsgeschichte. Wenn es noch weitere Kapazitäten gibt, können zudem freischaffende Personen ohne Migrationsgeschichte teilnehmen.
Datum: 15. und 29. September, 12–17 Uhr (Zweitägige Fortbildung)
Mehr Informationen auf der Webseite des Brücke-Museums.
Wer hat Bock auf Rap? Haszcara, Alice Dee und Faseeha zeigen im Rahmen des Projekts „sister*hood“ wie es geht. Der Rap-Workshop richtet sich an Mädchen* und junge Frauen* am Mehringplatz
2. – 9. September
Dienstag – Freitag: 14:00 – 18:00 Uhr
Samstag: 16:00 – 18:00 Uhr
HAU3 des Theater Hebbel am Ufer, Tempelhofer Ufer 10, 10963 Berlin
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